St. Bernhards-Klub e.V.

1. Spezialklub für Bernhardiner gegründet 1891

Das Wesen des Bernhardiners

Das Wesen des Hundes ist die Gesamtheit aller angeborenen, erlernten und seelischen Anlagen, Eigenschaften und Fähigkeiten, die das Verhalten des Hundes zu seiner Umwelt bestimmen und gestalten. Das Umweltverhalten offenbart das Wesen und macht es für uns sicht- und deutbar. Dabei ist folgendes unbedingt zu beachten: Der Hund kann keine vernünftigen Überlegungen (menschliches Denken) anstellen. Er unterliegt Lernprozessen! Er kann keine logischen Schlussfolgerungen ziehen. Er besitzt nur die so genannte Verknüpfungsbegabung von lustvollen unlustvollen Umwelteinflüssen. Auch ethisch-moralische Motive im menschlichen Sinn, wie z.B. Treue, Liebe, Mut, Demut usw. kennt der Hund nicht. Sein Handeln entspringt seiner Trieb- und Instinktveranlagung. Sichtbar in seinem Umweltverhalten werden angeborene und erworbene Wesenseigenschaften . Die angeborenen Wesenseigenschaften sind in der Erbmasse des Individuums verankert und können weitervererbt werden. Erworbene Wesenseigenschaften entspringen dem persönlichen Erfahrungsschatz des Hundes – geprägt durch seine Umwelt. Sie können angeborene Eigenschaften überdecken aber nicht weitervererbt werden. Grundlagen für das Wesen sind:

  1. Die körperliche Konstitution (Leib im menschlichen Sinn)
  2. Das Trieb- und Instinktverhalten (Seele im menschlichen Sinn)
  3. Die Leistungsfähigkeit des Gehirns (Geist im menschlichen Sinn)

Zu 1.:

Die körperliche Konstitution ist der Bau und Leistungsfähigkeit des Bewegungsapparates, der inneren Organe, der Sinnesorgane und des übrigen Nervensystems (Reaktionsbereitschaft, Leistungs- und Anpassungsfähigkeit). Zusammen bilden sie das Wesensgrundgefüge.

Zu 2.:

Das Trieb- und Instinktverhalten wurzelt in körperlichen Gefühlen (z.B. Hunger, Durst, Angst u. ä.) oder in Steuerungen, die situativ bedingt sind (z. B. beim Auftauchen eines Rivalen oder eines Beutetiers). Es wird eine Grundstimmung erzeugt, die nach Befriedigung drängt. Schlüsselreize (z.B. ein sich bewegendes Objekt) können zu einer Entladung dieser Grundstimmung führen. Triebe und Instinkte sind also die innerseelischen und treibenden Kräfte.

Zu 3.:

Die Leistungsfähigkeit des Gehirns bildet die Grundlage für mögliche höhere psychische Fähigkeiten. Lernvermögen und Verknüpfungsbegabung sind nicht ohne ein leistungsfähiges Gehirn möglich. Diese Leistungsfähigkeit kann von uns direkt positiv beeinflußt werden. Aufzucht und Haltung sind dabei von eminenter Bedeutung! Spielerisches Lerntraining im Welpenalter fördert Lernvermögen und spätere Arbeitsfreude des Hundes! Wenn wir uns mit dem Wesen des Bernhardiner beschäftigen, müssen wir uns fragen, welche Aufgaben er früher hatte und welche er heute leisten muss. Seine Anlagen, die ihn zum Lawinenhund und Arbeitshund auf den Höfen machte, wollen wir erhalten, müssen aber gleichzeitig berücksichtigen, daß er heutzutage im wesentlichen als Familien und Begleithund gehalten wird.. Seinen Aufgaben wird er dann gerecht, wenn durch die be-slimmer.net eine entsprechende Triebkonstellation gefördert wird. Nur ein ausgewogenes Zusammenspiel seiner Einzeltriebe macht ihn zu einem angenehmen Begleiter und problemlosen Partner, der sich in seine Umwelt sozialverträglich integriert. Dazu ist es erforderlich, dass der Hund ein mittleres Temperament besitzt, ausgeglichen und sicher ist und Menschen und Tieren gelassen gegenübertritt. Er soll gut führig sein und eine enge Bindungsfähigkeit zu seinem Besitzer entwickeln können. Der Bernhardiner soll nicht überempfindlich auf Geräusche und ihm unbekannten Gegenständen reagieren. Assoziationsfähigkeit und eine gute Kombinationsbegabung (Veranlagung zu höheren psychischen Fähigkeiten) sind ihm von seinen Vorfahren her gegeben und müssen erhalten bleiben. Es ist nicht erforderlich, also unnötig, wenn er einen ausgeprägten Wachtrieb besitzt. Unerwünscht sind: Ängstlichkeit, Scheuheit, übertriebenes Misstrauen, Kampftrieb, Schärfe und ein ausgeprägter Jagdtrieb. Ein standardisierter Wesenstest soll gewährleisten, daß jeder Bernhardiner, der im Sankt Bernhards-Klub gezüchtet wird, auch die erwünschten Wesenseigenschaften besitzt. Hunde, die auffallende Abweichungen von den erwünschten Eigenschaften zeigen, werden von der Zucht ausgeschlossen.